Schon in der Steinzeit war Malta durch seine zentrale Lage im Mittelmeer eine Keimzelle unserer Zivilisation. Dies manifestiert sich durch die ältesten Tempelanlagen, die wir kennen, Hagar Qim auf Malta und Ggantija auf Gozo. Diese gewaltigen, 5000 Jahre alten Kultanlagen werden als älteste Großsteinarchitektur der Welt betrachtet. Sie sind größer als die Dolmen bei Stonehenge und weisen darauf hin, dass Malta den umliegenden Völkern am Mittelmeer als zentrale Kultstätte diente.
Im Hypogeum in Paola wurde über Jahrhunderte eine Höhle aus dem Fels geschlagen, um dort die Toten zu begraben, sie kultisch zu verehren, Tieropfer darzubringen und auch Orakel zu sprechen. Mehr als 20 000 Skelette hat man an dieser Stelle gefunden, teilweise mit Grabbeigaben
Das Christentum hat schon in römischer Zeit Malta beeinflusst. Das beweisen auch die eindrucksvollen Katakomben in Rabat. Ab 870 n.Chr. prägte die arabische Herrschaft Malta 200 Jahre lang. Sie hat aber keinerlei religiöse Spuren hinterlassen. (Die Vielzahl der Ortsnamen, die arabischen Ursprungs sind, geben noch Zeugnis von den Arabern).
Ende des 11. Jahrhunderts brachten die Normannen wiederum das Christentum auf die Insel. Die Reformation später hatte hier keine Chance, zu mächtig waren der Ritterorden und die Inquisition.
Auch nachdem der Johanniter-Orden die Insel Malta verlassen hatte (1798), spielte die katholische Kirche eine zentrale Rolle.
Das Kolonialregime der Engländer war vernünftig genug, Auseinandersetzungen mit der katholischen Kirche zu vermeiden.
1839 wurde die anglikanische Kirche St.Paul`s Cathedral in Valletta erbaut, für eine geringe Zahl anglikanisch orientierter Gläubigen.
Die maltesische Verfassung bestimmte die katholische Kirche zur Staatskirche. Der Staat bezahlt den (katholischen) Religionsunterricht an den Schulen.
Erst seit 2011 ist eine Scheidung auf Malta möglich. Nur wenn die Eheleute 4 Jahre getrennt gelebt haben, können sie sich scheiden lassen.
Von den 430 000 Einwohnern Maltas sind heute 94% katholisch.
Auf dem Archipel sind 9 Bischöfe und 853 Priester tätig. 365 Kirchen und Kapellen laden zum Gebet ein.
Die zweitgrößte Kirche ist die Anglikanische Kirche, mit nur etwa 400 Gläubigen.
Es existieren auch 2 deutschsprachige Gemeinden: die evangelisch-ökumenische Andreas-Gemeinde mit 120 Mitgliedern und die katholische St. Barbara-Gemeinde mit 50 Mitgliedern.
Auf Malta leben etwa 600 Muslime. Ihre repräsentative Moschee wurde 1978 in Paola erbaut.
Eine kleine Moschee steht noch im Flüchtlingszentrum Marse.
Der Johanniterorden hat Jahrhunderte lang das Leben auf Malta beeinflusst. Der jetzt protestantische Orden beschäftigt sich, ebenso wie der katholische Malteserorden, in letzter Zeit hauptsächlich mit karitativen Aufgaben.
Die starke religiöse Verwurzelung der Malteser hat auch Auswirkungen für die Touristen: Topless Baden ist verboten. Kirchen dürfen nur in "züchtiger" Kleidung betreten werden. Und der einzige FKK-Strand ist denkbar weit abgelegen.
Vergl.: Religion auf Malta
Aus. Handbuch der Religionen der Welt
Hrsg.: Prof. Dr. M. Porsche-Ludwig
Prof. Dr. J. Bellers