Rabat (arabischer Name) oder Victoria, wie der beschauliche Ort in der Inselmitte heißt, ist ein absolutes Muss für den Besucher von Gozo. Der Ort mit seinen sechseinhalb Tausend Einwohnern ist das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der Insel. Schon von weitem grüßt die mächtige Zitadelle.
Es wird angenommen, dass die „Cittadella“, wie sie von Einheimischen genannt wird, schon in der frühen Steinzeit besiedelt war. Studien weisen darauf hin, das die erste Befestigung etwa um 1500 v. Chr. durchgeführt wurde. Später wurde die Zitadelle von den Phöniziern weiter entwickelt. Die Römer nutzten die Zitadelle als militärisches, administratives und religiöses Zentrum. Angeblich ist der südliche Teil der Befestigung von den Rittern des Johannisordens wiederaufgebaut worden.
Jahrhunderte lang war Gozo das Ziel brutaler türkischer und berberischer Seeräuber. Sie überfielen und plünderten die Insel regelmäßig . Die Situation war so fürchterlich, dass die Gozoer bis 1637 durch Gesetz gezwungen waren, die Nächte in der Zitadelle zu verbringen, zu ihrer eigenen Sicherheit.
Das Schicksal schlug 1551 zu. Als es Dragut und seinen türkischen Spießgesellen nicht gelang, Malta einzunehmen, griffen sie Gozo an. Dem Dauerfeuer waren die Inselbewohner nicht gewachsen, sie ergaben sich schließlich. Sie wurden in Ketten gelegt und als Sklaven abtransportiert. Da etwa 5000 von ihnen versklavt wurden, gab es kaum noch Bevölkerung auf Gozo.
Es dauerte 50 Jahre, bis die Zitadelle wieder aufgebaut werden konnte.
Es ist natürlich einfach, zur Zitadelle zu finden. Vom Ortszentrum, dem It-Tokk ( oder auch Pjazza Indipenza genannt), führt die Treppenstrasse Telgha Tal-Belt hinauf zur Zitadelle.
Wenn man unter dem Torbogen durchtritt, wird man von der hellen Fassade der Kathedrale Santa Marija empfangen. Sie wurde 1697 im frühbarocken Stil errichtet. Baumeister war Lorenzo Gafa, dessen geplante Kuppel aus Sparsamkeit nicht gebaut wurde Aber das wunderbar perspektivische Deckengemälde ist mindestens ebenso eindruckvoll wie die geplante Kuppel.
Blickfänger in der Kathedrale sind auch der Hauptaltar aus verschiedenen Marmorsorten, das Taufbecken aus Alabaster und die Grabplatten im Fußboden.
Der Blick von der Zitadelle ist wahrlich atemberaubend! Von hier aus kann man praktisch die ganze Landschaft von Gozo sehen mit ihren Hügeln, Tälern, Kirchtürmen und Dörfern. In der Zitadelle selbst findet man wunderbare mittelalterliche Strassen und Gassen und auch einige Museen.
Das Cathedral Museum hinter der Kirche zeigt vor allem klerikale Kostbarkeiten. Im Museum of Archeology findet man hauptsächlich neolithische Zeugnisse aus Grabungen und römischen Schmuck und Münzen. Im „Old Prison“ kann man das Gefängnis früherer Zeiten nachvollziehen. Schauder garantiert!
Wer noch nicht genug hat, kann noch das National Science Museum besichtigen. Etwas bodenständiger ist das Folklore Museum, das das frühere Dorfleben auf Gozo eindrücklich darstellt.
Wer jetzt noch Zeit und Kraft hat, kann einen Bummel durch die Unterstadt machen. Die weniger Unternehmungslustigen finden sicher bald ein schönes Cafe zum Sich-erholen.